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C A S T A L D O  blog

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Die Komplexität des

EUDR-Nummernstroms: Auswirkungen und Herausforderungen 

Die Europäische Entwaldungsverordnung (EUDR) steht für einen Paradigmenwechsel im globalen Handel mit Rohstoffen und Produkten, die in die Europäische Union eingeführt werden. Ihr Ziel, entwaldungsfreie Lieferketten sicherzustellen, basiert auf einem stringenten System der Rückverfolgbarkeit und Transparenz. Im Mittelpunkt steht die Verwendung eindeutiger Token-Nummern, die die Herkunft und den Standort der Rohstoffe dokumentieren. Diese Anforderungen betreffen nicht nur Erstinverkehrbringer, sondern die gesamte Lieferkette – von Händlern über Zwischenhändler bis hin zu produzierenden Gewerken. Die Auswirkungen sind umfassend und stellen alle Beteiligten vor erhebliche regulatorische, logistische und organisatorische Herausforderungen. 


Auswirkungen auf die Lieferkette

1. Erstinverkehrbringer: Verantwortung an der Basis 

Erstinverkehrbringer, also Unternehmen, die Rohstoffe erstmals in die EU einführen, tragen die Hauptlast bei der Erfüllung der EUDR-Vorgaben. Sie müssen sicherstellen, dass Herkunftsdaten lückenlos erfasst, dokumentiert und den nachfolgenden Akteuren in der Lieferkette zur Verfügung gestellt werden. 

Dies erfordert: 

  • Die Einführung digitaler Systeme zur Erfassung und Verwaltung der Token-Nummern. 
  • Den Aufbau strenger Kontrollmechanismen, um die Datenintegrität zu gewährleisten. 
  • Die Zusammenarbeit mit Lieferanten weltweit, um sicherzustellen, dass die Rohstoffe den EUDR-Anforderungen entsprechen. 

Die Verantwortung der Erstinverkehrbringer endet jedoch nicht mit der Registrierung der Token. Fehlerhafte oder unvollständige Daten können die gesamte Lieferkette beeinträchtigen und zu schwerwiegenden Konsequenzen für alle nachfolgenden Akteure führen. 


2. Händler und Zwischenhändler: Das kritische Bindeglied 

Händler und Zwischenhändler fungieren als zentrale Verbindungsstelle zwischen Erstinverkehrbringern und produzierenden Unternehmen. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die erhaltenen Token korrekt weiterzuleiten und sicherzustellen, dass die Transparenz der Lieferkette gewahrt bleibt. 

Hierbei ergeben sich besondere Herausforderungen: 

  • Die Einhaltung strenger Compliance-Vorgaben, da fehlerhafte Weiterleitungen regulatorische Konsequenzen nach sich ziehen können. 
  • Der Aufbau effizienter Datenmanagementsysteme, die eine reibungslose Übertragung der Token-Nummern ermöglichen. 
  • Die Koordination mit verschiedenen Akteuren, um sicherzustellen, dass die Daten vollständig und korrekt übermittelt werden. 


3. produzierende Gewerke: Komplexität auf einem neuen Niveau

Für produzierende Unternehmen, insbesondere in der Verarbeitung von Mischwaren oder komplexen Produkten, führt die Einführung der EUDR zu einer erheblichen Erhöhung der administrativen Anforderungen. Jedes einzelne Bauteil oder Rohstoffderivat muss über seine eigene Token-Nummer dokumentiert und nachverfolgt werden. 


Beispiel anhand eines einfachen Nachtschränkchens: 

  • - Schrankseiten rechts und links: FPY 16 
  • - Abdeckplatte und Boden: Sperrholz 21 
  • - Rückwand: HDF 6 mm 
  • - Einlegeboden: FPY 19 
  • - Verzierungen: Massivholz 
  • - Furnier
  • - und vieles mehr…..

Für jedes Bauteil müssen Herkunftsdaten erfasst, gespeichert und weitergegeben werden. Die Herausforderung vervielfacht sich bei Produkten wie Lebensmitteln, die zahlreiche Rohstoffbestandteile aufweisen. Die Folge ist ein enormer organisatorischer Aufwand, der ohne digitale Lösungen kaum zu bewältigen ist. 


Zusätzliche Anforderungen an Unternehmen 


Unabhängig von der Position in der Lieferkette erfordert die EUDR eine tiefgreifende Transformation der bestehenden Prozesse: 

  • Digitale Systemintegration: Unternehmen müssen in Systeme investieren, die die automatisierte Erfassung, Speicherung und Weiterleitung von Token-Nummern ermöglichen. 
  • Schulungen und Qualifikationen: Mitarbeiter in Beschaffung, Produktion und Logistik müssen geschult werden, um die Anforderungen der Verordnung zu verstehen und korrekt umzusetzen. 
  • Prozessoptimierung: Die Schaffung durchlässiger Strukturen, die die Nachverfolgung der Token-Nummern erleichtern, ist unerlässlich. 
  • Qualitätskontrolle: Eine engmaschige Überwachung der Datenintegrität entlang der gesamten Lieferkette ist entscheidend, um Fehler zu vermeiden und Compliance sicherzustellen. 
  • Kooperation und Kommunikation: Lieferantenbeziehungen müssen intensiviert werden, um sicherzustellen, dass die Rohstoffe den Anforderungen der EUDR entsprechen. 


Empfehlungen für eine erfolgreiche Umsetzung

Um den Anforderungen der EUDR gerecht zu werden, sollten Unternehmen frühzeitig Strategien entwickeln, die auf langfristige Compliance und Effizienz setzen. 

Dazu gehören: 

  • Investitionen in IT-Infrastruktur: Ohne digitale Lösungen wird es nahezu unmöglich sein, die Anforderungen der Verordnung effizient zu erfüllen. 
  • Standardisierung von Prozessen: Einheitliche Abläufe und Dokumentationsstandards erleichtern die Nachverfolgung der Token-Nummern. 
  • frühzeitige Vorbereitung: Unternehmen sollten bereits jetzt mit der Umsetzung beginnen, um sicherzustellen, dass sie zum Stichtag vollständig compliant sind. 


Fazit 

Die Europäische Entwaldungsverordnung ist keine vorübergehende Regulierung, sondern ein Meilenstein auf dem Weg zu nachhaltigen Lieferketten. Unternehmen, die die Anforderungen unterschätzen oder ihre Vorbereitung verzögern, riskieren nicht nur rechtliche Konsequenzen, sondern auch erhebliche Wettbewerbsnachteile. Eine proaktive und systematische Auseinandersetzung mit den EUDR-Anforderungen ist daher nicht nur eine Frage der Compliance, sondern auch der Zukunftsfähigkeit im internationalen Markt. 


Danke für´s Lesen

NinoCastaldo

03. Dezember 2024


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